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Fotoästhetik

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Autor:
Hans-Peter Ahlsen

Fotoästhetik ist die Theorie über die ästhetischen Wirkungen des fotografischen Bildes. Sie ist ein junges Wissenschaftsgebiet der Ästhetik, die wiederum eine der traditionellen Disziplinen der Philosophie darstellt. Im Bereich der Fotoästhetik werden ästhetische Fragen behandelt, die sich im Zusammenhang mit der Fotografie als visuellem Kommunikationsmittel stellen, wie die seiner Eigenart gegenüber anderen Bildmedien, seiner Produktion, seiner Wahrnehmung durch den Betrachter, seiner spezifischen Wirkungskomponenten, seiner Verwendungszusammenhänge sowie die Fragen nach seiner Bedeutung für den einzelnen Menschen und die menschliche Gesellschaft. Im traditionellen Sinne gilt die Ästhetik als die Lehre vom »Schönen« in Natur und Kunst. Ihre Thematik geht aber heute weit über diese Bestimmung hinaus. Zwar bilden die Kunst und ihre verschiedenen Disziplinen, die darstellenden Künste also, den Hauptgegenstand der Ästhetik (Kunstästhetik, Kunstphilosophie); ihre Fragestellungen beschränken sich indes nicht allein darauf. So werden auch Gegenstände des täglichen Gebrauchs (Warenästhetik, Produktionsästhetik), der Architektur oder der Umweltgestaltung in den Problemkreis mit eingeschlossen. Als geisteswissenschaftliche Disziplin hat die Ästhetik eine lange Geschichte, die sich bereits von frühen Aussagen antiker Philosophen aus verfolgen läßt. Schon von daher versteht es sich, daß es nicht nur ein in sich geschlossenes ästhetisches Gedankenbild geben kann, sondern daß bis heute mehrere ästhetische Anschauungen und Ideologien nebeneinander bestehen, die sich gegenseitig ebenso anregen wie auch ausschließen. Das gilt auch für die verschiedenen /ofoästhetischen Theorien. Die esoterische Haltung der klassischen Kunstwissenschaften gegenüber dem ästhetischen Gegenstand bildete seit der Erfindung der Fotografie ein Hemmnis für die natürliche Einbeziehung des neuen Mediums in den Kreis der bildenden Künste. Es erschien undenkbar, daß das metaphysische »Sein« in einem Bildwerk seinen »Sitz« haben könne, das unter wesentlicher Beteiligung von Apparaten und Verfahren der angewandten Naturwissenschaften, durch Optik, Chemie und Mechanik hervorgebracht worden war. Ästhetiker dieser Schule lehnten daher den Kunst-charakter der Fotografie radikal ab: »Die Kamera kann nichts Metaphysisches photographieren, sie kann nur auf die Platte oder den Film bekommen, was konkret da ist.« — »Kunst ist (demgegenüber) das Sinnlichwerden des Geistes.« - »Jedes Kunstwerk bringt ein neues Sein in die Welt.« - »Der Photograph bringt kein neues Sein in die Welt, er macht das vorhandene Sein nur sichtbar. Der Künstler erschafft die Wirklichkeit, der Photograph sieht sie.« - Daraus folgt: »Photogra-phie kann niemals Kunst sein« (K. Pa-wek, Totale Photographie, Ölten und Freiburg i. Br. 1960, S. 87, 89). Vergleicht man diese Einstellung mit der unabweisbaren Tatsache, daß die Fotografie von Anfang an tatsächliche Kunszfunktion erfüllte, so mag sich die ästhetische Fragestellung heute eher darauf zuspitzen, aus welchen Gründen ein solch hinderliches Gedankenbild sich bis in unsere Tage hinein hat überhaupt halten können; denn die Fotografie übernahm von Anfang an die Aufgabe, in neue Sicht- und Vorstellungsbereiche einzuführen, zur ästhetischen Erbauung beizutragen, Probleme des Einzelnen und der Gesellschaft zur Darstellung gelangen zu lassen und damit Wirklichkeitsbewältigung zu ermöglichen.

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