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3He-4He-Entmischungskühlung

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Hans-Peter Ahlsen

3He-4He-Entmischungskühlung, dilution refrigeration, das verbreitetste nichtmagnetische Verfahren zur Erzeugung tiefer Temperaturen zwischen 2 mK und 0,5 K (magnetische Kühlung). Das Verfahren beruht auf der »Quasi-Verdampfungskühlung« von in 4He gelösten 3He-Atomen, die von einer konzentrierten Lösung (Quasiflüssigkeit) in eine verdünnte Lösung (Quasigas) übertreten. Die Trennung in diese beiden Phasen (Entmischung) geschieht in einem 3He-4He-Gemisch automatisch bei Temperaturen unter 0,86 K, wie bereits 1956 von Walters und Fairbank nachgewiesen wurde. Die leichtere Phase b ist dabei normalflüssig und reich an 3He (bei 0,2 K ca. 96 %), in der schwereren Phase a ist das 4He supraflüssig, sie enthält bei 0,2 K nur etwa 9 % 3He (Suprafluidität). Wird nun kontinuierlich aus der unteren Phase 3He selektiv entfernt, so treten zur Wiederherstellung des Lösungsgleichgewichts 3He-Atome aus der oberen in die untere Phase über. Dabei wird, analog dem Verdampfen aus einer Flüssigkeit, der oberen Phase Wärme entzogen. Die selektive Entfernung von 3He geschieht durch Abpumpen in eine Verdampfungskammer V, die mit der Mischungskammer M verbunden ist. V wird auf einer Temperatur von ca. 0,7 K gehalten (Heizer H2), da 3He bei dieser Temperatur einen deutlich grösseren Dampfdruck besitzt als 4He. Das abgepumpte 3He-Gas wird bei 1 K auf ca. 130 mbar verdichtet, kondensiert und dann flüssig durch einen Strömungswiderstand W wieder auf 0,1 bar gebracht. Schliesslich wird es in einem Wärmetauscher T vorgekühlt und der Phase b in der Mischungskammer wiederzugeführt (Abb. 1).

Mit einem Entmischungsrefrigerator (Entmischungskryostat, 3He-4He-Mischkryostat) in der beschriebenen Bauweise können Temperaturen um 5 mK beliebig lange aufrechterhalten werden, im diskontinuierlichen Betrieb können 2 mK erreicht werden. Die Kälteleistung kann durch Regelung des 3He-Stromes und durch einen Heizer H1 in der Mischungskammer gesteuert werden. Die erzielbare Kälteleistung ist durch die Enthalpiebilanz der Mischkammer gegeben: , wo n3 der 3He-Durchsatz in mol s-1, H3d die molare Enthalpie der verdünnten Phase bei der Temperatur der Mischkammer Tm und H3c die molare Enthalpie der konzentrierten Phase bei Eintrittstemperatur Te in die Mischkammer ist. Neben möglichen Wärmelecks (bereits 10-6 W stören den Betrieb erheblich) sind vor allem die geringen Wärmetauscherkapazitäten problematisch. Noch geringere Temperaturen können nichtmagnetisch durch Pomerantschuk-Kühlung erzeugt werden (1 bis 30 mK), vor allem aber durch Kern-Entmagnetisierung (bis 0,5 nK).

3He-4He-Entmischungskühlung: Schematischer Aufbau eines Entmischungsrefrigerators (3He-4He-Mischkryostat): M: Mischungskammer (ca. 5 mK), a: »schwere«, 3He-arme Phase (4He supraflüssig), b: »leichte«, 3He-reiche Phase (normalflüssig), R1,2: Rohre für den 3He-Kreislauf, V: Verdampfungskammer (ca. 0,7 K), T: Wärmetauscher, H1,2: Heizer, P: Pumpe, K: Vorkühler, C: Kondensator (ca. 1 K), W: Strömungswiderstand, Sch: Schirmung gegen Wärmeeinstrahlung, O: Messobjekt, I: 3He-Zirkulationsstrom.

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