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Erdbebenvorhersage und Erdbebengefährdung

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Autor:
Hermann Loring

Umwelt- und Geophysik, im strengen Sinne die (kurzfristige) Prognose von Ort, Stärke und Zeit von Erdbebenereignissen in engen Grenzen. Die wissenschaftliche Vorhersagbarkeit von Erdbeben setzt voraus, dass vor dem Eintritt des Ereignisses signifikante Vorläufererscheinungen auftreten. Es besteht kein Zweifel und es ist auch physikalisch einleuchtend, dass es durch das nichtlineare Verhalten von Gesteinskörpern beim Aufbau tektonischer Spannungen im Herdgebiet vor Erreichen der kritischen Bruchspannung zu Vorbeben oder anomalen Veränderungen der elastischen, magnetischen und elektrischen Eigenschaften, zu geodätisch messbaren Bodendeformationen, Grundwasserspiegelschwankungen, Radon- und anderen Gasexhalationen kommen kann. Sie werden jedoch nur sehr unregelmässig und selten in klarer Form beobachtet, und trotz sehr grosser Anstrengungen sind noch keine zweifelsfreien Vorhersagen gelungen. Derzeit muss das Problem der systematischen Kurzfristvorhersage von Erdbeben als ungelöste und wegen der Komplexität von Struktur und stofflichen Eigenschaften der Erdkruste möglicherweise auch als unlösbare Aufgabe bezeichnet werden.Mittel- bis Langfristprognosen für Zeiträume von Monaten und Jahren stützen sich auf räumlich oder zeitlich veränderliche Muster in der regionalen Seismizität. So beobachtet man vor einem starken Erdbeben oft eine sog. seismische Lücke, d.h. einen Zeitraum relativer seismischer Ruhe im zukünftigen Herdgebiet. Je stärker das zukünftige Beben, desto länger andauernd und desto ausgedehnter die Lücke. Auch wurde zyklisches Auftreten von Erdbeben beobachtet, jedoch ist die Reproduzierbarkeit meist schlecht. Es gibt etwa 20 erfolgreiche Langfristvorhersagen. Dem steht allerdings ein Vielfaches an falschen Prognosen gegenüber.

Realistische Bemühungen konzentrieren sich deshalb auf zeitunabhängige oder zeitlich wenig veränderliche statistische Aussagen über die »seismische Gefährdung« eines Gebiets.

Das seismische Risiko für einen Standort ist definiert als das Produkt aus seismischer Gefährdung und der »Verletzbarkeit« eines Objekts.

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