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Farbkontraste

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Manfred Schönborn

Um Verständnis für die Entstehung der Farbkontraste zu gewinnen, ist ein kurzer Hinweis auf die Physiologie des Farbensehens unumgänglich. Das »Sehen« einer Farbe beruht darauf, daß in den entsprechend farbempfindlichen Sinneszellen des Auges ein Sehpigment (Rho-dopsin) durch die Lichteinwirkung gebleicht wird. Die Regeneration des Sehpigments geschieht in einer physiologisch-chemischen Reaktion, die eine gewisse Zeit dauert, während der die jeweilige Sinneszelle »blind« ist, also keine neuen Reize aufnehmen kann. Bei längerer Betrachtung einer stark gesättigten Farbe wird die entsprechende Partie der Netzhaut für diese Farbe unempfindlich. Weißes Licht, das kurz darauf in eben diesen Bereich fällt, kann nur diejenigen Sehzäpfchen reizen, die noch lichtempfindlich sind: Hierdurch entsteht der Eindruck der komplementären Farbe. Dieses Phänomen, Simultankontrast genannt, verursacht in der unmittelbaren Umgebung stark dominierender Farbflächen eine Verschiebung des Farbeindrucks in Richtung der komplementären Farbe. So werden unbunte (graue) Bildpartien in der direkten Nachbarschaft einer kräftigen Farbfläche dem Auge in einem komplementären, stark gebrochenen Farbton erscheinen. Sind zwei nebeneinanderliegende Farbflächen ohnehin zueinander komplementär, so verstärken sie sich gegenseitig durch die Wirkung des Simultankontrastes zum sog. Komplementärkontrast. Entsprechend wird die Wirkung kalter Farben durch die Gegenüberstellung mit warmen Farbtönen intensiver (Kalt-warm-Kontrast). Ob in einem Bild die kalte oder warme Farbstimmung überwiegt, hängt davon ab, in welchem quantitativen Verhältnis (Mengenkontrast) die einzelnen Farben zueinander stehen. Demgemäß unterscheidet man warme von kalten Farbklängen. Die Auswirkung einer Farbe auf das Farbgleichgewicht wird außerdem durch ihre Helligkeit (Leuchtkraft) bestimmt (Helldunkel-Kontrast). Neben den gegenfarbigen Kontrasten sei die erstaunliche Wirkung im Farbkreis unmittelbar benachbarter Farbtöne nicht vergessen. Typisch hierfür ist z. B. die konkurrierende (»beißende«) Wirkung von Rot und Purpur.

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