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Textur

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Autor:
Manfred Schönborn

Jede Abweichung von der regellosen Orientierung von Gemengeteilen oder Elementen einer Struktur. Materialien mit einer T. zeigen anisotrope (Anisotropie) Eigenschaften. Festkörperphysik,

1) Kristallographie: Verteilung der kristallographischen Orientierung der Kristallite in einem Polykristall. Technische Werkstoffe bestehen aus vielen Kristalliten (z.B. Stahl ca. 100 000 Kristallite pro mm3). Diese Kristallite unterscheiden sich in ihrer Orientierung und sind an ihren Berührungsflächen durch Korngrenzen getrennt. In der Praxis kommen sowohl Fälle vor, bei der alle Kristallite die gleiche Orientierung haben (fast wie in einem Einkristall), d.h. eine ausgeprägte Textur, als auch Fälle mit nahezu regellosen Orientierungsverteilungen.

Die Richtungsabhängigkeit physikalischer Eigenschaften, also ihre Anisotropie in einem Einkristall, schlägt sich im Vielkristall in einer Texturabhängigkeit der Eigenschaft nieder. Insbesondere bei stark richtungsabhängigen Eigenschaften und bei sehr ausgeprägter Abweichung von einer regellosen Orientierungsverteilung wird die Textur eines Werkstoffes für die technische Anwendung wichtig. Da es fast nie gelingt, eine völlig regellose Textur einzustellen, sondern bei der Herstellung eines Werkstoffes fast immer Vorzugsorientierungen gebildet werden, gehört die Textur eines Werkstoffes wie die Korngrösse oder die Phasenverteilung zu dessen grundlegenden Beschreibungselementen.

Texturen können durch Wachstumsvorgänge (Wachstumstexturen) oder durch plastische Verformung (Verformungstexturen) entstehen. Um die Textur eines Werkstoffes zu bestimmen, ist es notwendig, die Orientierungsverteilung der Kristallite zu ermitteln, um daraus die Textur als Funktion f(e1, e2, e3) der Eulerschen Winkel zwischen den kristallographischen Achsen und einem festen Bezugssystem anzugeben. Die einfachste und heute kommerziell genutzte Methode ist die Röntgenbeugung am Kristallgitter. Die Orientierungsverteilungen spezieller Kristallrichtungen werden in stereographischer Projektion als Polfiguren dargestellt (siehe Abb. 1), aus mehreren Polfiguren kann dann die Funktion f(e1, e2, e3) berechnet werden. Häufig werden auch inverse (reziproke) Polfiguren berechnet, d.h. die Orientierungsverteilungen spezieller Proberichtungen (Walz-, Normal- oder Drahtachsenrichtung) relativ zu den Kristallachsen, dargestellt in stereographischer Projektion (siehe Abb. 2).

2) Kosmologie: kosmischer Defekt, der im frühen Universum durch eine spontan symmetriebrechendes vierdimensionales Skalarfeld bei einem Phasenübergang erzeugt worden sein könnte. Da Texturen aber instabile Konfigurationen darstellen, wird nicht erwartet, dass sie im heutigen Universum noch vorhanden wären.

Textur

Textur 1: (200)-Polfigur eines Kupferblechs. WR: Walzrichtung, NR: Normalrichtung, QR: Querrichtung. Die Werte auf den Höhenschichtlinien sind im relativen Massstab angegeben.

Textur

Textur 2: Inverse Polfigur eines Aluminiumdrahtes. Zur Bezeichnung der Kristallebenen siehe Millersche Indizes.

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