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Fotosequenz

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Julian Schultheiss

Stilrichtung der Foto-Kunst. Es handelt sich darum, durch das Mittel der Reihung fotografischer Bilder bestimmte Ideen, Vorgänge oder Zustände - z. T. surrealistischer Art optisch zum Ausdruck zu bringen. Die Sequenz, von verwirrender Vielfalt in Erscheinungsform wie Zielsetzung, besteht aus mehreren Einzelbildern (mindestens drei), die vom Betrachter sowohl in der festgelegten Reihenfolge als auch insgesamt gesehen werden müssen. Im Unterschied zur klassischen Bildreportage betont die Sequenz nicht unbedingt einen chronologischen Ablauf. Es können sowohl gleichzeitige als auch zeitlich und räumlich weit auseinanderliegende Ereignisse oder auch lediglich formale optische Eindrücke zur Bildreihe gefügt werden. Die gewählten Themen werden in der Art von Stories (Story Art), Sketches oder in Form obskurer Moritaten von den Fotografen erfunden, selbst arrangiert und inszeniert, ehe sie fotografiert werden. Zur Ausformung von surrealistischen Szenen, Traumdeutungen oder von Symbolhandlungen werden experimentelle Techniken eingesetzt: Stroboskop- und Wischeffekte, Mehrfachbelichtungen, Bildmontagen etc. Im Sinne der Conceptual Art sind Idee und Arrangement des Fotografen bereits Teil der Kunstaussage. Fototechnische Eingriffe und die Art der Entstehung eines Bildes können am fertigen Produkt abgelesen werden; z.B., daß bei Aufnahme der Einzelbilder einer Sequenz die Kamera immer am gleichen Aufnahmeort verbleibt. Sie ist starr auf die bewegten Ereignisse oder Veränderungen eines Zustandes gerichtet und wird ausgelöst, wenn typische, für die Bildreihung wichtige Phasen des Geschehens erreicht sind. In anderen Sequenzen wechselt der Kamerastandpunkt. Somit verändert sich die Perspektive der Aufnahme, während die Motive selbst unbeweglich sind. Aus unterschiedlichen Blickwinkeln fotografiert, bringt ein und dasselbe Motiv Unterschiedliches zum Ausdruck. Bei dem Amerikaner Duane Michals (geb. 1932), dem zusammen mit Dennis Oppenheim (geb. 1938) die Erfindung der modernen Fotosequenz zugeschrieben wird, sind Kamera und Motive meist in Bewegung. Geschehnisse werden sichtbar, die dem Betrachter vertraut sind, und andere, die ihm rätselhaft erscheinen. »Märchen des Alltags« sind Michals Schöpfungen genannt worden. Im Widerstreit zwischen Banalem und Idolhaftem, zwischen Ästhetik und vulgärem Kitsch bilden sich provo-kative Spannungen. Unmittelbaren Einfluß auf die »Sequenzler« übten die Pop-Artisten der 50er Jahre aus. Doch während die Bildreihen von Andy Warhol (geb. 1928) oder Richard Hamilton (geb. 1922) von Bildwiederholungen leben, baut die aktuelle Fotosequenz auf das Spannungsfeld motivlicher Vielfalt. Varianten der Sequenztechnik zeigen sich bei der fotografischen Land Art, Body Art und Spurensicherung.

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