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Astronomie

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Autor:
Hermann Loring

[astron: griech. "Stern"; nomos: griech. "Gesetz"], Sternkunde, Himmelskunde, die Wissenschaft von der Materie im Weltall, ihrer Verteilung, ihrer Bewegung und ihres physikalischen Zustandes sowie ihrer Zusammensetzung und Entwicklung. Die Astronomie beschäftigt sich mit den Körpern des Sonnensystems (Sonne, Planeten, Satelliten, Planetoiden, Kometen, Meteoriten), mit den Sternen (Fixsternen), den Sternhaufen und den Sternsystemen, zu denen auch das Milchstrassensystem gehört, sowie mit der diffus verteilten Materie im Sonnensystem, im Raum zwischen den Sternen und zwischen den Sternsystemen. Weiterhin befasst sich die Astronomie mit der im Raum vorhandenen Strahlung und den grossräumigen physikalischen Feldern, z.B. den Magnetfeldern und dem Gravitationsfeld. Einen Überblick über wichtige Meilensteine in der Geschichte der Astronomie gibt die Tabelle.

 

Astronomie: Einige Meilensteine der Astronomie.

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Jahr

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Entdecker/Erfinder

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Entdeckung/Erfindung

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Bedeutung in der Astronomie

16. Jhdt.

N. Kopernikus

Heliozentrisches System

Sonne rückt in den Mittelpunkt des Weltbildes

1605

J. Kepler

Ellipsenbahnen

Formulierung der Keplerschen Gesetze

1608

H. Lippershey

Fernrohr

Revolutionierung der Beobachtungsmöglichkeiten und Entdeckung vieler kosmischer Objekte und Enträtselung deren Natur.

1666

I. Newton

Gravitationsgesetz

theoretische Grundlage des heliozentrischen Systems

1718

E. Halley

Entdeckung der Eigenbewegung der Sterne

Abkehr von der reinen Positionsastronomie hin zu einer astronomischen Dynamik

1781

W. Herschel

Entdeckung des Uranus

zeigt die Qualität der Bahnberechnungen

1801

G. Piazzi

Entdeckung von Ceres

erstes Objekt des Planetoidengürtels

1814

J. v. Fraunhofer

Spektrallinien im Spektrum der Sonne

Vorarbeiten zur Spektralanalyse

1838

F.W. Bessel

Parallaxe von 61 Cygni

Sterne sind Sonnen wie unsere eigene in weiter Entfernung

1859

G.R. Kirchhoff

R. Bunsen

Deutung der Fraunhofer-Linien

Begründung der Spektralanalyse; Beginn der modernen Astrophysik

1864

W. Huggins

Emissionslinien in Nebeln

manche Nebel sind echte Gasnebel, andere bestehen aus Sternen

1912

H.S. Leavitt

Perioden-Leuchtkraft-Beziehung

Ausdehnung der kosmischen Entfernungsskala

1913

E. Hertzsprung

H.N. Russell

Hertzsprung-Russell-Diagramm

Sternfarben als Entwicklungssequenz gedeutet

1924

E. Hubble

Sterne im Andromedanebel aufgelöst

Beweis, dass Spiralnebel aus Sternen bestehen; Erweiterung der kosmischen Entfernungsskala

1927-1931

A.G.E. Lemaître

"Uratom"

Formulierung des Urknallmodells

1929

E. Hubble

Rotverschiebung der Spektrallinien von Galaxien

Nachweis der Expansion des Weltalls; unterstützt Urknallmodell

1931

K. Jansky

G. Reber

Meterwellenstrahlung der Milchstrasse

Beginn der Radioastronomie

1938

H.A. Bethe

C.F. v. Weizsäcker

Bethe-Weizsäcker-Zyklus

Energieerzeugung in Sternen

1960

A.R. Sandage

Entdeckung der Quasare

kosmologische Fragestellungen der optischen Astronomie

1965

A.A. Penzias

R.W. Wilson

kosmische Hintergrundstrahlung (3-K-Strahlung)

unterstützt Urknallmodell

1968

S. J. Bell

A. Hewitt

Pulsare

entartete Materie wird sichtbar

1979

D. Walsh

R. Carswell

R.J. Weymann

Erster Binärquasar entdeckt

Test der allgemeinen Relativitätstheorie; Deutung von Mehrfachquasaren als Gravitationslinsen

1994(?)

A. Wolszczian

Pulsarplaneten

erstes extrasolares Planetensystem

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1995

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D. Queloz

M. Mayor

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51 Pegasi

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erster optisch entdeckter Kandidat eines extrasolaren Planetensystems

 

Die Astronomie gliedert sich in verschiedene Teilgebiete, die sich in ihren Zielsetzungen, in ihren Untersuchungsmethoden und z.T. auch in den untersuchten Objekten unterscheiden. Die Aufgliederung in Teilgebiete, bei denen es viele Überschneidungen gibt, wird teilweise nach ganz unterschiedlichen Gesichtspunkten vorgenommen. Die Astrometrie, auch als sphärische Astronomie oder Positionsastronomie bezeichnet, hat vor allem die Aufgabe, die Örter und die Bewegungen der Gestirne an der Himmelskugel festzustellen sowie die dafür benötigten Koordinatensysteme und deren Änderungen zu bestimmen; sie schafft die Grundlagen für die genaue geographische Ortsbestimmung und führt die astronomische Zeitbestimmung durch. Bei allen diesen Aufgaben sieht man die Himmelskörper idealisiert als leuchtende Punkte an der Himmelskugel an und bestimmt lediglich durch Winkelmessungen die Richtungen, aus denen das Licht kommt. Die Himmelsmechanik beschäftigt sich mit den Bewegungen, die die Himmelskörper unter dem Einfluss der Massenanziehung im Raum ausführen. Das betrifft vor allem die Bewegung der Planeten und der anderen Körper des Sonnensystems um die Sonne, aber auch die Bewegung der zwei Komponenten in einem Doppelstern, der entsprechenden Komponenten in einem Mehrfachstern sowie der Sterne in einem Sternhaufen oder in einem Sternsystem. Auf der Grundlage der astrometrisch beobachteten Örter kann für die Körper im Sonnensystem eine genaue Bahnbestimmung durchgeführt werden, was die Voraussetzung für eine Ephemeridenrechnung ist, mit der die Örter berechnet werden, an denen die Himmelskörper zu einem bestimmten Zeitpunkt an der Himmelskugel stehen. Astrometrie und Himmelsmechanik, die bis in die zweite Hälfte des vorigen Jahrhunderts praktisch die ganze Astronomie ausmachten, werden unter dem Begriff klassische Astronomie zusammengefasst. Gegenwärtig nimmt die Astrophysik den breitesten Raum in der astronomischen Forschung ein. Die Astrophysik untersucht die von den ausserirdischen Objekten kommende Strahlung auf Helligkeit, spektrale Zusammensetzung und Polarisationsgrad; sie will Auskunft erhalten über den physikalischen Zustand und die chemische Zusammensetzung der Himmelskörper, über deren Grösse, Oberflächenbeschaffenheit, inneren Aufbau, die Ursache ihres Leuchtens und dergleichen. Die Astrophysik gliedert sich je nach den angewendeten Forschungsmethoden in viele Untergebiete. Die jüngsten Zweige der Astrophysik sind die Radioastronomie, die die aus dem Weltall kommende Radiofrequenzstrahlung untersucht, die Röntgenastronomie und die Gammaastronomie, die mit Hilfe von ausserhalb der Erdatmosphäre stationierten Beobachtungsinstrumenten die ankommende Röntgen- bzw. Gammastrahlung messen, sowie die Infrarotastronomie und die Neutrinoastronomie, die die von den Gestirnen ausgesandte Strahlung im infraroten Spektralbereich bzw. die kosmische Neutrinostrahlung erforschen. Die Stellarstatistik untersucht die räumliche Verteilung und die Bewegung der Sterne im Milchstrassensystem. Unter dem Begriff der Stellarastronomie fasst man alle die Zweige der Astronomie zusammen, die sich stellarstatistisch oder astrophysikalisch mit den Sternen - im Gegensatz zu den Körpern des Planetensystems oder der interstellaren Materie - beschäftigen. Die Sonnenphysik wiederum hat die Sonne, den uns am nächsten stehenden und daher am besten untersuchten Stern, mit allen ihren Erscheinungen als Forschungsgegenstand. Mit der Entstehung und der Entwicklung der verschiedenen Objekte im Weltall befasst sich die Kosmogonie, während die Kosmologie die Struktur des Weltalls als Ganzes sowie die zeitliche Änderung dieser Struktur untersucht. Die praktische Astronomie schliesslich befasst sich mit den Instrumenten und den Beobachtungsmethoden, die für die Durchführung der Beobachtungen und ihrer Auswertung benötigt werden.

Zur Lösung der verschiedenen Aufgaben sind sowohl Beobachtungen als auch theoretische Untersuchungen notwendig. Die Beobachtungsmöglichkeiten der Astronomie sind im Vergleich mit denen der Physik oder anderer Naturwissenschaften sehr beschränkt, da man an die zu untersuchenden Objekte nicht herankommt und demzufolge auch keine Experimente durchführen kann. Eine gewisse Änderung brachte erst die Raumfahrt, mit deren Hilfe z.B. die direkte Erforschung des Mondes und der näheren Planeten mit geowissenschaftlichen Methoden sowie die direkte Untersuchung der interplanetaren Materie möglich wurde. Von allen anderen Objekten kann allein die eintreffende Strahlung beobachtet werden, die entweder von ihnen direkt ausgesandt oder an ihnen reflektiert oder durch sie anderweitig beeinflusst wird. Erschwert werden die Beobachtungen noch dadurch, dass die Strahlung im allgemeinen sehr schwach ist und auf dem langen Weg von der Strahlungsquelle zum Beobachtungsinstrument vielfach zusätzlich geschwächt und spektral verändert wird. Hierfür ist die interstellare Materie, aber auch die Erdatmosphäre (Atmosphäre) verantwortlich. Letztere lässt überhaupt nur Strahlung in schmalen Wellenlängenbereichen durch. Neben der elektromagnetischen Strahlung, die man je nach Wellenlänge als Gamma-, Röntgen-, Ultraviolett-, visuelle, Infrarot- oder Radiofrequenzstrahlung bezeichnet, untersucht die Astronomie auch Teilchenstrahlung, zu der die kosmische Strahlung, der Sonnenwind und die Neutrinostrahlung gehört.

Astronomische Beobachtungen werden im allgemeinen in Sternwarten und astronomischen Observatorien durchgeführt, die hierfür mit entsprechenden Beobachtungs- und Auswerteinstrumenten (astronomische Instrumente) ausgerüstet sind. Die Mittel der Raumfahrt (Raketen, Satelliten und Raumsonden) ermöglichen es, die für die astronomischen Beobachtungen hinderliche Erdatmosphäre zu überwinden und Messinstrumente über die irdische Lufthülle hinauszubringen. In diesem Falle erfolgt die Sammlung der Beobachtungsdaten weitab von den eigentlichen astronomischen Instituten. Gleiches gilt für Beobachtungen von speziell eingerichteten Flugzeugen oder Forschungsballons (Ballonastronomie) aus. Für die Untersuchung der kosmischen Teilchenstrahlung benötigt man Beobachtungsapparaturen z.T. ausserhalb der Erdatmosphäre, z.T. in Laboratorien tief unter der Erdoberfläche, die mit klassischen Sternwarten nicht mehr viel gemeinsam haben.

Bei der theoretischen Interpretation der Beobachtungsergebnisse und der Ableitung von Gesetzmässigkeiten hinsichtlich der im Weltall ablaufenden Prozesse werden die bekannten Gesetze der Physik herangezogen, z.B. die der Mechanik, Thermodynamik, Atomphysik und Relativitätstheorie. Von Seiten der Theorie werden auch neue Beobachtungen angeregt, vor allem solche, mit denen entschieden werden kann, ob eine Theorie richtig ist, ob sie abgeändert oder ganz verworfen werden muss. Der Stand der astronomischen Erkenntnisse hängt sowohl vom Stand der technischen Möglichkeiten als auch vom Kenntnisstand in anderen Naturwissenschaften, vor allem in der Physik ab. Grosse Fortschritte in der Astronomie sind immer dann zu verzeichnen, wenn in ihr neue Instrumente und Beobachtungsverfahren eingeführt oder wenn in der Physik neue Wissensgebiete entwickelt werden. Andererseits gehen von der Astronomie auch Impulse aus, die sowohl die Beobachtungstechnik im weitesten Sinn als auch die Physik tiefgreifend befruchten. [HZ]

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